Das musst du wissen

  • Eine Studie untersuchte, wie sich Fristen auf die Rücklaufquoten bei Umfragen und Wohltätigkeitsspenden auswirken.
  • Die Resultate zeigen, dass es von Vorteil ist, keine Fristen zu setzen.
  • Die Forschenden vermuten, dass dies für andere Situationen gilt, unabhängig von wohltätigen Zwecken.
Den Text vorlesen lassen:

Nach den Festtagen ist die Schweiz zurück am Arbeitsplatz. Die Mail-Flut setzt wieder ein, und damit auch die Anfragen, ob man Kolleginnen oder Kollegen mit etwas helfen könne. Meistens, vielleicht sogar in Fettdruck, steht dahinter auch eine Frist. Dass dies womöglich kein geschickter Schachzug ist, legt nun eine neue Studie nahe, die im Fachmagazin Economic Inquiry erschienen ist.

In ihrer Studie untersuchten die Forschenden die Auswirkung von Fristen darauf, wie schnell und ob eine Aufgabe erledigt wird. Dafür baten sie rund dreitausend Personen eine Online-Umfrage auszufüllen, bei der für jeden ausgefüllten Fragebogen zehn Dollar für wohltätige Zwecke gespendet werden. Die Teilnehmenden hatten für die Antwort entweder eine Woche Zeit, einen Monat oder erhielten gar keine Frist. Dabei kam heraus: Am geringsten war die Rücklaufquote bei der Monats-Frist. Hier antworteten nur knapp sechs Prozent der Personen. Geringfügig höher lag der Wert bei jenen, die eine Woche Zeit hatten. Am besten funktionierte es aber ganz ohne Deadline mit etwas über acht Prozent.

Science-Check ✓

Studie: Procrastination and the non-monotonic effect of deadlines on task completionKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen Fristen und Rücklaufquoten bei Umfragen und Wohltätigkeitsspenden. Ob sich diese Resultate auch auf andere Situationen übertragen lassen, hat die Studie nicht untersucht. Die Ergebnisse sind darum ausserhalb des Wohltätigen Kontextes mit Vorsicht zu geniessen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Das hat selbst die Forschenden erstaunt. Sie interpretieren dies als Beweis dafür, dass die Angabe einer längeren Frist im Gegensatz zu einer kurzen oder gar keiner Frist die Dringlichkeit zum Handeln aufhebt, die von den Menschen oft empfunden wird, wenn sie um Hilfe gebeten werden. So schien eine lange Frist dazu zu führen, dass Menschen zögerten und es dann vergassen. Im Gegensatz dazu hält Stephen Knowles, Wirtschaftswissenschaftler und Erstautor der Studie, es für möglich, dass der Verzicht auf die Angabe einer Frist die Teilnehmenden zu der Annahme verleite, dass es eine implizite Frist gebe, wie er in einer Mitteilung sagte.

Doch wie allgemeingültig ist das? Die Ergebnisse seien auf jede Situation übertragbar, in der jemand eine andere Person um Hilfe bittet, meint Stephen Knowles. Also egal, ob bei der Arbeit oder im Freundeskreis. Ob das wirklich stimmt, kann die Studie nicht beantworten – einen Versuch ist es aber allemal wert. Für die nächste Bitte heisst das also: kein Ultimatum setzen – und wenn, dann ein möglichst kurzes.

Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende