Die Infektionszahlen von Sars-CoV-2 steigen und steigen. Da das Virus noch sehr neu ist, gibt es dagegen bisher keine Medikamente. Erkrankt ein Patient oder eine Patientin an Covid-19, behandeln Ärzte und Pflegende derzeit die Symptome – nicht die Ursache. Um das zu ändern, arbeiten Forschende an Universitäten, Spitälern und Pharmaunternehmen unter Hochdruck daran, Medikamente zu entwickeln. Eine Zusammenstellung der vielversprechendsten Ansätze.

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Um Erkrankte zu behandeln, schweben den Forschenden drei unterschiedliche Methoden vor Augen. Erstens: mit Wirkstoffen den Virus gezielt bekämpfen. Zweitens: dem menschlichen Immunsystem durch Wirkstoffe unter die Arme greifen. Und drittens: Schäden an der Lunge durch Wirkstoffe verhindern.

Medikamente, die dem Virus den Garaus machen

Forschende versuchen, Wirkstoffe zu finden, welche das Virus direkt angreifen. Die Universität Zürich zum Beispiel führt derzeit eine Studie durch, in der 5000 Wirkstoffe im Labor in Zellkulturen systematisch auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Dieser Ansatz ist jedoch kosten- und vor allem zeitintensiv. Und Zeit ist aktuell knapp.

Deswegen werden durch Wissenschaftler auch altbekannte Medikamente in den Fokus genommen, die eigentlich für andere Krankheiten entwickelt und zugelassen sind. Da wären zum Beispiel antivirale Medikamente, wie Remdesivir von Gilead Sciences, das eigentlich für die Behandlung von Ebola entwickelt wurde. Eine Fallstudie zeigte hier positive Resultate. Ebenfalls im Rennen ist Kaletra von AbbVie, das ursprünglich gegen HIV entwickelt wurde.

Auch Medikamente, die eigentlich aus der Behandlung von anderen Krankheiten bekannt sind und nur nebenbei antivirale Eigenschaften haben rücken in den Blick, so zum Beispiel das alte Malariamedikament Chloroquin von Bayer, das in einem ersten klinischen Versuch getestet wurde. Auch Brilacidin von Innovation Pharmaceuticals, das gegen entzündliche Darmerkrankungen entwickelt wurde, hat in ersten Labortest gezeigt, dass es die Virushülle von Sars-CoV-2 angreifen kann.

Medikamente, die das Immunsystem unterstützen

Wirkstoffe, welche das Immunsystem künstlich regulieren, können ebenfalls beim Kampf gegen Covid-19 helfen. Diese Medikamente nennt man Immunmodulatoren. Früh im Infektionsverlauf können sogenannte Interferone, die unter anderem von Merck, Roche oder BioCubaFarma produziert werden das Immunsystem aktivieren und die Erkrankung von vorneherein abschwächen.

Im Falle eines sehr schweren Krankheitsverlaufes kann es sein, dass das Immunsystem so stark reagiert, dass es beginnt dem Körper, bei Covid-19 vor allem der Lunge, zu schaden. Hier könnten sogenannte Zytokin-Antagonisten, wie Sarilumab von Sanofi oder Tocilizumab von Roche helfen. Diese bewirken genau das Gegenteil von Interferonen und dämpfen die Immunantwort des Körpers.

Medikamente, die die Lunge schützen

Und die dritte Gruppe an Medikamenten, auf die Hoffnungen gelegt wird ist die der Lungenmedikamente. Es sind Medikamente, wie Pirfenidon von Roche oder BXT-25 von Bioxytran, die sonst zum Beispiel gegen Lungenfibrose und akutes Lungenversagen eingesetzt werden. Sie verhindern, dass die Lunge geschädigt wird und vernarbt. So bleibt die Sauerstoffversorgung des Bluts erhalten und der Patient bleibt am Leben.

Mega-Studien in Planung

Auf Dauer sind die antiviralen Wirkstoffe die vielversprechendsten, denn diese könnten nicht nur als Behandlung bereits erkrankter, sondern auch als Prophylaxe für besonders gefährdete Personen verwendet werden. Um zu überprüfen, ob diese Medikamente auch gegen SARS-CoV-2 wirksam sind wurden bereits einzelne kleine Studien durchgeführt. Sie waren aber zu klein, um Sicherheit und Wirksamkeit zu beweisen und flächendeckend eine Behandlung zu beginnen.

Um das zu ändern hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die multinationale Kooperationsstudie SOLIDARITY initiiert, um die Medikamente Desemivir, Chloroquin bzw. Hydroxychloroquin und die Wirkstoffkombination Lopinavir/Ritonavir zu testen. Die Medikamente sind bereits aufgrund ihrer Nutzung gegen Ebola, Malaria und HIV für Versuche an Menschen zugelassen und in grösseren Mengen verfügbar, so dass in der Schweiz und 9 weiteren Ländern sofort mit der Studie begonnen werden kann. Die WHO hofft so Daten von mehreren Tausend Patienten sammeln zu können. An diese Mega-Studie hat sich bereits eine europäische Version angeschlossen: Discovery will mit 3200 Patienten ähnliche Studien durchführen.

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