Das musst du wissen

  • Diesen Herbst 2021 soll der erste mit der Genschere Crispr/Cas veränderte Weizen in Grossbritannien angebaut werden.
  • Das Ziel ist, die Konzentration der Aminosäure Asparagin zu reduzieren, da sie sich beim Backen in Acrylamid umwandelt.
  • Diese chemische Verbindung gilt für den Menschen als wahrscheinlich krebserregend.

Warum wir darüber sprechen. Das Projekt der britischen Forschenden zielt darauf ab, den Gehalt der Aminosäure Asparagin, die natürlicherweise in Weizen vorkommt, zu verringern. Denn wenn Brot gebacken oder getoastet wird, wird Asparagin in die chemische Verbindung Acrylamid umgewandelt. Und dies ist problematisch, wie der Pflanzenwissenschaftler und Projektleiter Nigel Halford in einer Mitteilung sagte:

«Für Lebensmittelproduzenten ist Acrylamid seit seiner Entdeckung in Lebensmitteln im Jahr 2002 ein ernsthaftes Problem. Es hat bei Nagetieren Krebs verursacht und gilt beim Menschen als wahrscheinlich krebserregend.

Acrylamid kommt in Brot vor. Und sein Gehalt erhöht sich deutlich, wenn das Brot getoastet wird. Es ist aber auch in anderen Produkten auf Weizenbasis enthalten und in vielen pflanzlichen Lebensmitteln, wenn sie gebraten, gebacken, geröstet oder gegrillt werden, beispielsweise in Chips und anderen Snacks oder Bratkartoffeln und Kaffee.

Wir glauben, dass der Asparagin-Gehalt in Weizen deutlich gesenkt werden kann, ohne die Qualität des Getreides zu beeinträchtigen. Dies käme den Konsumenten zugute, da sie durch ihre Ernährung weniger Acrylamid ausgesetzt wären, aber auch den Lebensmittelunternehmen, da sie so die Vorschriften zu Acrylamid in ihren Produkten einhalten könnten.»

Ein langfristiges Projekt. Im Labor blockierten die Forscher das Gen, das für die Herstellung von Asparagin verantwortlich ist. Und diese veränderten Weizenkörper sollen nun angesät werden. Die Feldversuche sollen September oder Oktober beginnen und fünf Jahre dauern. Dabei wird die Konzentration von Asparagin in den Weizenkörnern gemessen und auch andere Parameter wie der Ertrag und der Proteingehalt erhoben.

Die Forscher hoffen, dass die Ergebnisse ebenso aussagekräftig sein werden wie bei den genveränderten Pflanzen, die im Labor gezüchtet worden waren und deren Asparagingehalt um über neunzig Prozent abnahm.

Debatte über neue GVO. Für die Crispr/Cas-Technik, die auch als Genschere bezeichnet wird, erhielten Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna 2020 den Nobelpreis für Chemie. Diese Genom-Editierungstechnik ermöglicht es, Gene gezielt zu verändern.

Im Jahr 2018 entschied der Europäische Gerichtshof, dass neue Mutagenese-Techniken, wie Crispr, denselben Vorschriften unterliegen müssen wie GVO, also gentechnisch veränderte Organismen. Das könnte sich aber ändern: Anhand von Dokumenten mit dem Titel «CRISPRfiles», die von der Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory veröffentlicht wurden, enthüllte das Online-Medium Reporterre Ende März 2021 eine verstärkte Lobbyarbeit bei den europäischen Institutionen, «damit die strengen GVO-Vorschriften nicht für diese neuen Technologien oder viel lockerer gelten sollen». Einen Monat später veröffentlichte die Europäische Kommission einen Bericht, in dem sie zu dem Schluss kam, dass neue Regeln erforderlich sein könnten, um GVO zuzulassen, die mit neuen genetischen Veränderungstechniken hergestellt werden.

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Er wurde von Corinne Goetschel aus dem Französischen übersetzt.

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Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
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