Immer mehr Frauen schliessen sich in Business-Netzwerken zusammen, die Frauen in der Arbeitswelt fördern möchten. Doch das ist eine schwierige Aufgabe. Denn es sind nicht wie man annehmen könnte primär Männer, die Frauen Steine in den Weg legen – sondern häufig andere Frauen.
Das haben Forschende der Universität von Arizona herausgefunden. Sie haben rund 650 angestellte Männer und Frauen aus verschiedenen Branchen zum zwischenmenschlichen Umgang im Büro befragt: Wie oft fühlen sie sich diskriminiert, etwa, wenn sie in einer Sitzung ignoriert werden? Wie oft verhalten sich andere Mitarbeitende ihnen gegenüber herablassend oder grob?
Dominante Frauen werden eher unhöflich behandelt
Sämtliche Fragen mussten die Studienteilnehmenden zweimal beantworten: einmal bezogen auf Kollegen, einmal auf Kolleginnen. Auch mussten sie ihre eigenen Charakterzüge beschreiben. Damit wollten die Forschenden herausfinden, welche Eigenschaften besonders oft zu Konflikten führen.
Das Resultat: Frauen fühlten sich im Büro von Frauen schlechter behandelt als von Männern. Hingegen erlebten Männer sowohl von Frauen als auch von Männern nur wenig unhöfliches Verhalten. Und: Am häufigsten fühlen sich diejenigen Frauen schlecht behandelt, die sich als selbstsicher und dominant bezeichnen.
Dass es ausgerechnet zwischen Frauen zu den grössten Spannungen kommt, habe mehrere Gründe, sagt Tobias Heilmann, Wirtschaftspsychologe und Geschäftsführer der Beratungsfirma Campaignfit: «Zum einen sind Frauen in Kaderpositionen immer noch unterrepräsentiert. Deshalb müssen sie sich automatisch öfter als Männer beweisen und die Ellbogen ausfahren.»
Keine einfachen Lösungen
Zum anderen komme das selbstsichere Verhalten von Frauen schlechter an, weil man es nicht von ihnen erwarte: «Wenn ein Mann im Job taff ist, ist das kein Problem», sagt Heilmann, «wenn aber eine Frau in einer Führungsposition dominant auftritt, kommt das weniger gut an.» Dies, weil es nicht in das klassische Bild einer umsorgenden und netten Frau passe. «Dieses Bild haben nicht nur viele Männer verinnerlicht, sondern auch viele Frauen.» Deshalb sind Frauen auch für andere Frauen die naheliegenderen Opfer.
Diese Stereotypen aufzulösen, sei schwierig, sagt Heilmann. «Als Folge davon zeigen Studien immer wieder, dass Männer bei objektiv gleicher Leistung kompetenter bewertet werden als Frauen. Sowohl von Männern, als auch von Frauen.»
Generell sei es für eine gute Zusammenarbeit im Team wichtig, Regeln und Leitbilder zu definieren und diese im Alltag zu verankern. «Und wenn es einmal Probleme gibt, braucht es einen kompetenten Chef, der eingreift. Oder eine kompetente Chefin.»