Am meisten Mühe bereitet Lehrlingen in der Berufsschule das Schreiben. Das haben verschiedene Studien gezeigt. «Manche Schüler schaffen nur unvollständige Sätze, andere würfeln Gedankengänge durcheinander», sagt Joachim Hoefele, Bildungsforscher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Er und sein Team wollen dieses Problem mit einem neu entwickelten Trainingsprogramm lösen.

Das Besondere daran: Es unterrichtet das Schreiben mithilfe von Übungen, wie man sie sonst beim Lernen einer Fremdsprache verwendet. Beispielsweise bekommen die Schüler die Aufgabe, einzelne Abschnitte eines Textes in die richtige Reihenfolge zu bringen. Oder sie müssen in einer Passage unsinnige Zeitangaben finden und korrigieren. «Solche Übungen helfen den Schülern, auch eigene Texte strukturierter zu schreiben», sagt Hoefele. «Sie lernen, Gedankengänge zu ordnen und genau zu formulieren.» Im normalen muttersprachlichen Deutschunterricht dagegen würden solche sprachlichen Fähigkeiten schon vorausgesetzt und deshalb nicht geübt.

Wie gut die neue Methode funktioniert, haben die Forscher in einem Versuch mit rund 280 Schülern aus drei Deutschschweizer Berufsschulen geprüft. Die eine Hälfte der Probanden lernte mit dem neuen Programm, die anderen wurden mit herkömmlichen Methoden unterrichtet. Tatsächlich machten die Absolventen des neuen Trainings grössere Fortschritte – und zwar auch diejenigen, deren Muttersprache Deutsch ist. «Deshalb sollte man an Berufsschulen öfter mithilfe solcher Übungen unterrichten», sagt Hoefele weiter. Er und seine Kollegen stellen ihr Training nun in Weiterbildungen für Berufsschullehrer in der ganzen Schweiz vor.

Die Erstversion erschien am 17. Juni 2016.
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