Das musst du wissen

  • Frauen, die auf der Arbeit unter Dauerstress stehen, haben mehr Übergewicht als Frauen in entspannteren Jobs.
  • Für Männer gilt das nicht. Das zeigt eine Studie von schwedischen Forschenden.
  • Sie vermuten, dass bei Frauen die Doppelbelastung mit Stress im Job und im Haushalt für die zusätzlichen Kilos sorgt.

Stress im Job ist eigentlich schon schlimm genug: Wenn er andauert, kann er zu psychischen Problemen führen, aber auch zu körperlichen Beschwerden wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte. Diese wiederum erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nun stellt sich zudem heraus: Wer im Job unter Druck steht, hat eher Übergewicht – vor allem gilt das für Frauen. Das ergab eine neue Untersuchung aus Schweden.

Die Forschenden hatten Daten von über 3800 Männern und Frauen aus einer Langzeitstudie analysiert, in welcher die Probanden 20 Jahre lang begleitet und regelmässig befragt wurden – unter anderem auch zu ihrer Situation am Arbeitsplatz.

Wie erwartet nahmen die Probanden während der 20 Jahre an Gewicht zu. Am Anfang lag ihr durchschnittlicher Body-Mass-Index (BMI) noch unter 25, sie hatten also noch kein Übergewicht. Zehn Jahre später waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Schnitt fünf Kilogramm schwerer, nach weiteren zehn Jahren waren nochmals zwei Kilogramm dazugekommen. Als die Forschenden die Daten mit der beruflichen Belastung der Probanden verglichen, zeigte sich: Personen, die im Job weniger zufrieden waren, etwa weil sie kaum selbst über ihre Arbeit bestimmen oder wenig Eigeninitiative einbringen durften, setzten mehr Pfunde an. Ihr Risiko für zusätzliches Gewicht war um ein Drittel höher als jenes von Probanden mit einem erfüllenderen Job. Das galt gleichermassen für Männer wie für Frauen.

Ein weiterer Effekt trat jedoch nur bei Frauen auf: Jene, die im Job unter Dauerstress standen, etwa wegen hohem Zeitdruck, hohen Anforderungen oder widersprüchlichen Vorgaben ihrer Vorgesetzten, nahmen 20 Prozent mehr zu als Frauen in entspannten Jobs. Bei Männern gab es keinen solchen Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und Gewichtszunahme.

Dass das höhere Gewicht eine direkte Konsequenz der Arbeitsbelastung ist, kann die Studie indessen nicht zweifelsfrei belegen. Aber immerhin traten beide Zusammenhänge unabhängig von Faktoren wie Ernährung, körperlicher Aktivität oder Bildungsniveau der Probanden auf.

Warum nur Frauen derart auf Stress bei der Arbeit reagieren, darüber können die schwedischen Forschenden nur Vermutungen anstellen. Schon 2014 hatte aber eine Studie ausschliesslich mit Frauen gezeigt, dass Stress den Stoffwechsel dämpfen kann: Die Probandinnen verbrannten weniger Kalorien, wenn sie am Vortag unter Stress gestanden hatten. Gut möglich sei, schreiben die Forschenden, dass bei Frauen die Doppelbelastung eine grosse Rolle spiele. Viele tragen zusätzlich zur Belastung im Job eine höhere Verantwortung für Haushalt und Familie – nochmal mehr Stress also.

Wie viel Kontrolle hast du im Job und wie stark bist du beansprucht? Hier der Fragenkatalog aus der Studie.
Diesen Beitrag haben wir ursprünglich für nau.ch geschrieben.
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