Was ist Scientist Takeover?
Scientist Takeover ist eine neue Art, um Wissenschaft zu erleben: Forschende zeigen dir auf dem Instagram-Kanal von higgs, wie ihr Berufsalltag aussieht. Dies in Form von Videos und Fotos in Story und Feed, die auch hier auf der Website erscheinen.
Hier findest du alle bisherigen Takeover.
Und wer ist Angela?
Angela Bearth ist Verhaltenspsychologin und erforscht mit ihren Kollegen in der Gruppe für Konsumverhalten an der ETH Zürich, weshalb wir Entscheidungen nicht nur rational, sondern auch emotional treffen.
8:01 Uhr – Durch den Wald spazieren oder nicht?
«Einen schönen Montag und willkommen zum #ScientistTakeover! Jeden morgen werde ich mit derselben Entscheidung konfrontiert. Mache ich die kurze, aber möglicherweise feuchte und abenteuerliche Wanderung durch den Wald oder nehme ich den langen Weg um ihn herum? Immer noch ein wenig unsicher an diesem grauen Morgen. Schau in einer Stunde noch einmal vorbei, wenn ich dir mehr über Risikoforschung und das Fällen von Entscheidungen erzählen werde!»
UPDATE: Angela hat sich für den Wald entschieden.
Ich hab mich übrigens für den Wald entschieden 😉😊 @higgsmag #scientisttakeover ob das wohl eine rationale Entscheidung war? https://t.co/J5YTjLgAaP pic.twitter.com/ztHXQKzlst
— Angela Bearth (@a_bearth) 12. November 2018
9:33 Uhr – Ankunft am Arbeitsplatz
«Michael Siegrist ist der Leiter der Gruppe für Konsumverhalten, die das Verständnis von individueller und organisierter Entscheidungsfindung unter der Voraussetzung der Unklarheit fördern will. Im Namen von Michael Siegrist möchte ich dich einladen, den heutigen Tag mit uns zu verbringen! Weiter seht ihr in der Galerie ein Foto von mir und meinem Arbeitsplatz sowie eines vom ersten – und garantiert nicht letzten – Kaffee des Tages.»
9:59 Uhr – Was die Aussicht offenbart
«Die Aussicht von meinem Pult offenbart mein Forschungsgebiet. Hast du gewusst, dass wir zwei verschiedene Strategien haben, um Risiken einzuschätzen und Entscheidungen zu treffen? Die erste Strategie ist langsam und analytisch und bedient sich objektiver Informationen und Daten. Dieses System brauchen wir dann, wenn wir grosse und wichtige Entscheidungen treffen. Zum Beispiel beim Hauskauf. Stell dir aber vor, wir würden diese Strategie für all unsere Entscheidungen wählen. In den Tag zu starten, zu entscheiden, ob man einen Apfel oder was man zum Frühstück isst, würde eine Ewigkeit dauern.»
10:29 Uhr – Warum du manchmal schlechte Entscheidungen triffst
«Sich bei jeder Entscheidung auf eine analytische Strategie zu verlassen, wäre unmöglich. Die schnellere Strategie bedient sich unserer früheren Erfahrungen, Assoziationen, Gefühlen oder anderen Faktoren, auf die wir leicht zugreifen können. Das macht uns effizient, aber kann in einigen Fällen auch zu irrationalen oder potenziell schlechten Entscheidungen führen. Beispielsweise unterschätzen wir das Risiko von Ökoputzmitteln (higgs berichtete), weil wir fälschlicherweise davon ausgehen, dass Dinge, die natürlich wirken, weniger giftig sind.»
11:16 Uhr – Bei Problemen einfach Angela fragen!
«Das ist Rita Saleh, eine meiner Doktorandinnen, die ich schule. Sie ist in ihrem zweiten Jahr und hat soeben den ersten Entwurf ihres ersten wissenschaftlichen Papers fertiggestellt. Sie hat untersucht, was Menschen über toxikologische Prinzipien – wie ‹die Dosis macht das Gift› – wissen und welchen Einfluss das auf ihre Einstellung und ihr Verhalten hat. Als Wissenschaftlerin gehört es zu meiner Arbeit, Doktorandinnen und Doktoranden zu unterstützen und ihnen bei ihren Problemen zu helfen.»
Hast auch du Fragen an Angela? Schreib sie uns in die Kommentare, in den Socials oder via Mail und wir stellen sie ihr!
12:22 Uhr – En guete!
«Zeit für den Mittag und den etwas anderen #foodporn. Was denkst du: Welches Mittagsmenü ist besser für die Umwelt, die Steaks auf der rechten Seite oder die Falafels auf der linken Seite? Doktorandin Angela Funk von unserer Gruppe benutzt zurzeit #fakefood, um nachhaltige Ernährungsentscheidungen zu untersuchen. In einer anderen Studie mit einem Fake-Food-Büfett konnten wir zeigen, dass grössere Teller bei Büfetts nicht unbedingt etwas schlechtes für unsere Gesundheit sind, da Konsumenten mehr Gemüse auf die grösseren Teller geschöpft haben als auf die kleinen. In dieser Studie (auf Englisch) könnt ihr mehr darüber erfahren.»
13:04 Uhr – Ab ins Klassenzimmer
«Unterrichten ist ein grosser Teil meiner Arbeit. Heute werde ich mit den Studentinnen und Studenten über Digitalisierung und Konsumentenverhalten sprechen. Bei meiner aktuellen Forschung interessiere ich mich dafür, wie bereit die Menschen sind, ihre persönlichen Daten zu teilen. Beispielsweise untersuche ich zurzeit, unter welchen Umständen Menschen ihre Gesundheits- und genetischen Daten für die Forschung geben.»
14:00 Uhr – Eine Spritztour in der virtuellen Realität
«Während ich unterrichte, arbeitet Sandro Ropelato mit unserem Fahrsimulator. Wenn wir das Verhalten eines Fahrers in potenziell gefährlichen Verkehrssituationen analysieren, machen wir das in einer sicheren und kontrollierten Umgebung. Mit unserem Virtual-Reality-Fahrsimulator können wir eine Autofahrt durch eine künstliche Stadt simulieren. Mit computergesteuertem Verkehr und physischem Feedback auf einer Bewegungsplattform.»
14:51 Uhr – Die feine Schoggi wird zum Hundekot
«Ein widerliches Stück Schokolade. Wir interessieren uns für das Gefühl von Ekel: Wann verspüren Menschen es und welche Implikationen hat es darauf, wie wir Entscheide treffen? In dem Experiment der Doktorandin Jeanine Ammann haben Probanden eine virtuelle Transformation eines feinen Stück Schoggis in etwas sehr viel weniger wünschenswertes erlebt: Hundekot. Würdest du die Schokolade immer noch essen?»
Wenn du herausfinden willst, wie empfindlich du gegenüber Ekel bist, kannst du dieses Quiz machen. Die Lösungen dazu gibt es hier.
16:06 Uhr – Willst du aktiv werden in der Konsumentenforschung?
«Entscheidungsfindung und Konsumverhalten zu untersuchen, erfordert direkten Kontakt mit Konsumentinnen und Konsumenten. Registriere dich in unserem Panel und erhalte Einladungen, um an unseren interessanten Online-Experimenten teilzunehmen: http://www.cb.ethz.ch/internetpanel.html.»
16:24 Uhr – Wääh!
«Manchmal ist es unmöglich, sich auf die Antworten von Konsumentinnen und Konsumenten zu verlassen. Eine Alternative zu Selbstberichten ist die Verhaltensbeobachtung. Mit unserem Eyetracker können wir die Augenbewegungen unserer Probanden verfolgen, während sie eine Aufgabe lösen oder visuelle Stimuli erfahren. In einer früheren Studie haben wir untersucht, ob Menschen mit viel Ekel vor abgelaufenen Nahrungsmitteln andere Augenbewegungen machen als Menschen, die wenig Ekel vor widerlichen Essensbildern – wie zum Beispiel Fotos von braunen Avocados – haben.»
16:58 Uhr – Cheers ☕
«Ein anderer grosser Teil meines Jobs ist, Daten zu analysieren und interpretieren. Und die Ergebnisse in wissenschaftlichen Papers zu präsentieren. Ich bin eine Nachteule. Sobald es draussen dunkel und im Büro ruhiger wird, nutze ich die Zeit, um zu schreiben. Also, eine letzte Tasse Kaffee bevor ich sie gegen ein Feierabendbier eintausche. Danke, dass du uns heute bei der Arbeit begleitet hast und gute Nacht. Zurück an dich, higgs!»