Das musst du wissen

  • Pflanzen im Raum können das Stresslevel senken und zu höherer Konzentration führen.
  • Eine Pflanze im Raum kann auch mit einem tieferen Blutdruck einhergehen.
  • Dieser psychologische Effekt von Zimmerpflanzen tritt insbesondere auf, wenn man sich um sie kümmert.
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Nicht jede und jeder hat einen grünen Daumen. Es könnte sich aber trotzdem lohnen, sich – in diesem Fall pflegeleichte –Topfpflanzen zuzulegen. Denn Pflanzen können nicht nur die Luft in einem Raum verbessern, sondern haben auch psychologische Effekte.

Wo Pflanzen stehen, da sinkt zum Beispiel das Stresslevel, wie eine japanische Studie zeigte. Bei Büroangestellten wurden für die Studie unter anderem Speichelproben und Blutdruckmessungen durchgeführt, um den Effekt von Pflanzen zu messen. Ebenfalls in dieser Richtung weist eine Studie mit älteren Menschen und Bonsais. Hier traten bereits messbare Effekte bezüglich Stresslevel auf, wenn ein Bonsai lediglich eine Minute lang betrachtet wurde. Das heisst also: Pflanzen anzuschauen, kann entspannen.

Zimmerpflanzen können Konzentration steigern

Pflanzen senken aber nicht nur Stress, mit ihnen im Raum arbeiten wir auch besser. Allein der Anblick einer Pflanze kann uns helfen, aufmerksamer und konzentrierter zu sein, wie eine kleine Studie mit koreanischen Grundschülern nahelegt. Die elektrische Hirnaktivität der Schülerinnen und Schüler zeigte, dass Theta-Wellen, die bei Schläfrigkeit auftreten, beim Anblick einer Pflanze reduziert auftraten.

Bei einer weiteren Studie mit über 300 norwegischen Büroangestellten kam zudem heraus, dass eine Pflanze in Sichtweite mit höherer Produktivität in Zusammenhang stand – allerdings handelte es sich hier um subjektive Angaben. Ein Experiment aus Japan zeigte das Ergebnis, dass eine Pflanze im Raum dazu führte, dass Studentinnen Aufgaben besser lösen konnten und besser gelaunt waren. Pflanzen im Raum verbesserten in einer anderen Studie zudem das Kurzzeit-Gedächtnis der Probanden um 14 Prozent. Weitere Studien wiesen darauf hin, dass die Laune und die Jobzufriedenheit auch bei Büroangestellten von Pflanzen beeinflussbar ist.

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Ausserdem könnte die Anwesenheit von Pflanzen unserem Blutdruck guttun. Eine Studie zeigte: Studierende, die in einem fensterlosen Raum am Computer sassen, hatten in einer stressigen Situation einen tieferen systolischen Blutdruck, wenn eine Pflanze im Raum war. Das Resultat war allerdings nicht signifikant. Es gibt jedoch weitere Studien, die zu dem gleichen, jedoch signifikanten, Ergebnis, kommen.

Pflanzen pflegen verstärkt psychologischen Effekt

Gerade für Kranke oder Verletzte könnten Pflanzen ebenfalls einen kleinen Beitrag leisten: In einer Studie mit neunzig frisch Operierten führten Blumen und Pflanzen zu weniger empfundenen Schmerzen, zu weniger Angst und Müdigkeit.

Science-Check ✓

Studie: Ornamental indoor plants in hospital rooms enhanced health outcomes of patients recovering from surgeryKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Stichprobe der Studie ist relativ klein. Zudem beruhen die Resultate auf Selbstaussagen der Patienten und Patientinnen – der Blutdruck und die Menge der abgegebenen Schmerzmittel wurde von den Pflanzen nicht signifikant beeinflusst. Auch kann die Studie keine Kausalität her- sondern nur Korrelation feststellen. Die Resultate sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen und müssen von weiterer Forschung bestätigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...

Noch grösser könnten die psychologischen Effekte von Pflanzen sein, wenn man diese auch pflegt: Das zeigte beispielsweise eine Studie mit taiwanesischen Studenten. «Mich um eine Pflanze zu kümmern, kann positive Effekte haben, da ich Verantwortung übernehme und auch ein Gefühl von Kontrolle erleben kann», sagte Umweltpsychologin Claudia Menzel von der Universität Koblenz Landau jüngst in einem Interview.

Lieber Topfpflanze statt Blumenstrauss

Zwar haben Wissenschaftler die Studien 2009 bezüglich psychologischer Wirkung von Zimmerpflanzen im Rahmen einer Übersichtsstudie kritisiert: Viele der Studien haben nur kleine Stichproben und sind nur bedingt aussagekräftig. Den Pflanzen werden in verschiedenen Studien zudem unzählige unterschiedliche Effekte zugeschrieben. Aber: Positive Resultate zu Stressreduktion und höherer Schmerztoleranz kehren in verschiedenen dieser Studien wieder.

Zimmerpflanze mit weiss gepunkteten länglichen Blätternunsplash/Nina Mercado

Pflanzen sind auch ein ästhetischer Faktor für das Wohlbefinden.

Eine andere Übersichtsstudie kam 2019 ebenfalls zum Schluss, dass die meisten Studien zum Thema eine mittelmässige Qualität haben. Psychologische Effekte wie positivere Gefühle, bessere Konzentration und höhere Produktivität sind aber ein häufig festgestellter Effekt und deshalb besser belegt. «Bei Zimmerpflanzen geht es um die Attraktivität des Zimmers, welches mit dem Wohlbefinden zusammenhängt», resümiert die Umweltpsychologin Claudia Menzel.

Einer geliebten Person eine Pflanze zu schenken, sei es beim Wohnungsbezug oder nach einem Unfall, ist also allemal eine gute Idee. Die Topfpflanze könnte den Blumenstrauss hier übertrumpfen: «Bei Blumensträussen kann es neben dem ästhetischen Effekt durchaus auch den Effekt geben, dass man sich mehr mit Vergänglichkeit beschäftigt», sagt Menzel. Ausserdem erübrigen sich die positiven Effekte der Pflanzenpflege bei Blumensträussen. «Wenn man also die Wahl hat, würde ich persönlich zu einer schönen Topfpflanze tendieren, von dieser kann man schliesslich im besten Falle länger profitieren.»

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